Fast 20 Millionen Menschen in der Region benötigen jetzt dringend Hilfe, aber der humanitäre Appell der Vereinten Nationen ist mit weniger als ein Drittel der benötigten Mittel gedeckt.
In den am schlimmsten betroffenen Teilen Somalias werden aktuell jeden Tag fast 4.000 Menschen entwurzelt – im Mai waren es noch 1.100 pro Tag -, wobei die Familien tagelang in brennender Hitze gehen, mit wenigen wilden Beeren als Nahrung, während sie versuchen, die schnell wachsenden Lager zu erreichen.
Kleine Kinder und ältere Menschen sind auf der Reise verhungert und verdurstet, während andere bei ihrer Ankunft so schwach und ausgemergelt sind, dass sie kaum aufstehen können.
Die Teams von Islamic Relief stellen Lebensmittel, Wasser und andere lebenswichtige Hilfsgüter bereit, aber es wird noch viel mehr Unterstützung benötigt. Auch setzen lokale Teams Brunnen und Wasserbohrlöcher in weiteren Projekten der Entwicklungszusammenarbeit instand und statten sie aus, um Mensch und Tier mit sauberem Trinkwasser zu versorgen.
Aliow Mohamed, Landesdirektor von Islamic Relief in Somalia, besuchte kürzlich einige Lager in Baidoa, Südsomalia, wo 500.000 Vertriebene untergebracht sind. Er berichtet:
„Was wir hier sehen, übersteigt unsere Vorstellungskraft, es ist ein Albtraum. Wir sehen Kinder, die vor unseren Augen an Hunger und Krankheit sterben und andere, die nur von einer Handvoll winziger Wildfrüchte leben, die kaum einen Nährwert haben. Wir treffen trauernde Eltern, die ihre Kinder auf dem Weg verloren haben und Frauen, die ohne jegliche medizinische Versorgung oder sauberes Wasser entbunden haben.“
„Jeden Tag kommen Hunderte von Menschen hier an. Viele von ihnen haben seit mehreren Tagen nichts mehr gegessen und stehen bei ihrer Ankunft kurz vor dem Tod. Wenn sie dann hier ankommen, ist die Situation in den Lagern schrecklich – es gibt kaum Nahrung, Trinkwasser oder Latrinen und Krankheiten breiten sich sehr schnell aus. Kinder sterben an akutem Durchfall oder bekommen Hautkrankheiten wie Krätze, weil es an sauberem Wasser mangelt. Die Menschen hier brauchen dringend mehr Hilfe.”
„Jeden Tag kommen Hunderte mehr Menschen hier an. Viele von ihnen haben seit mehreren Tagen nichts gegessen und stehen bei ihrer Ankunft am Rande des Todes.“
Jowhara Mo’allim Harad, 35, kam mit fünf ihrer Kinder im Lager Bulo Isack an. Eines ihrer Kinder, die 3-jährige Amina, starb während des sechstägigen Fußmarsches von ihrem Dorf aus. Sie berichtet von ihrer Reise:
„Meine Kinder haben heute nichts gegessen, außer einer Handvoll wilder Früchte. Das ist alles, was ich ihnen zum Überleben geben kann. Wir sind seit sieben Tagen hier, und es sind noch viele Menschen auf dem Weg hierher, die wegen der Dürre nach Nahrung suchen.“
Yusuf Roble, Regionalleiter von Islamic Relief für Ostafrika, sagt, dass die gesamte Wirkung von vier ausgefallenen Regenfällen vielen Menschen keine andere Wahl gelassen hat, als in die Lager zu fliehen:
„Die Menschen hier sind extrem widerstandsfähig und finden Wege, mit den unglaublichsten Notlagen fertig zu werden. Ein oder zwei schlechte Regenfälle machen das Leben sehr schwierig, aber die Menschen finden Wege, um sich zu erholen. Aber vier ausgefallene Regenfälle sind beispiellos in unserer Zeit, das gab es bisher nicht. Ihre Ernten und ihr Vieh sind gestorben, und es gibt keine Atempause von der Dürre und keine Chance, sich zu erholen. Die Menschen hier leiden an vorderster Front unter den verheerenden Auswirkungen des Klimawandels.“
„Vor 10 Jahren, im Jahr 2011, starben mehr als 260.000 Menschen während der Hungersnot in Somalia, weil die Welt erst reagierte, als es schon zu spät war. Jetzt sehen wir bereits Kinder und ältere Menschen vor unseren Augen sterben, doch die Lehren aus der jüngsten Vergangenheit werden nicht gezogen. Tatsache ist, dass die Hilfe viele Leben retten kann, wenn sie jetzt kommt, aber die humanitäre Hilfe ist völlig unterfinanziert.“
„Wir hoffen, dass wir mit diesem Nothilfeaufruf mehr lebensrettende Nahrungsmittel, Wasser und andere wichtige Hilfsgüter zu den Menschen in der Region bringen können.“
In den betroffenen Teilen Äthiopiens, Kenias und Somalias verteilt Islamic Relief Lebensmittel und Bargeld für die weitere Selbstversorgung, stellt Wasser zur Verfügung, impft das Vieh und behandelt unterernährte Kinder. Seit letztem Jahr hat die Hilfsorganisation 13 Millionen Dollar Spenden aus aller Welt gesammelt, um diese Maßnahmen zu unterstützen. Angesichts des Ausmaßes und der Schwere der Krise ruft sie nun zu weiteren 32 Millionen Dollar für humanitäre Hilfe auf, die Leben rettet.