Zum Ende des diesjährigen Ramadans haben Islamic Relief Österreich und das internationale Partnernetzwerk rund 1,1 Millionen Menschen in Not mit Lebensmittelpaketen unterstützt. Unter dem Motto „Im Ramadan an ihrer Seite“ zeigten Spenderinnen und Spender Solidarität mit Menschen in Krisensituationen in bis zu 30 Ländern – ein Zeichen gegen Hunger und wachsende Nahrungsmittelknappheit. Trotz der festlichen Stimmung zum Eid al-Fitr, auch bekannt als Zucker- oder Ramadanfest, bleibt die Lage dramatisch: Besonders in Gaza und im Sudan ist der Hunger weiterhin eine existenzielle Bedrohung für Millionen.
01.04.2025
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Button nameRamadan-Fest 2025: Über 1,1 Millionen Menschen erreicht
Lebensmittelverteilungen lindern Hunger in über 30 Ländern

Islamic Relief konzentriert sich mit seinen Verteilungen vor allem auf Menschen, die von Flucht, Krieg und Naturkatastrophen betroffen sind – denn für viele ist Hunger eine tägliche Realität, die durch bewaffnete Konflikte noch verschärft wird. Mangelernährung trifft ganze Familien, oft über lange Zeiträume hinweg. So auch Madina (36) aus dem Sudan, die dankbar ist für das Lebensmittelpaket, das sie in diesem Jahr erhalten hat – trotz der Trauer über den Verlust ihres Zuhauses.
„Ich vermisse die Ramadan-Vorbereitungen in meinem Zuhause. Die ersten Tage waren sehr schwer für mich, weil ich Nachbarn und geliebte Menschen verloren habe“, erzählt Madina. Vor einem Jahr musste sie während der Feiertage ihre Heimatstadt Omdurman im Bundesstaat Khartum verlassen und nach Gedaref fliehen. Besonders ihre Kinder bereiten ihr Sorgen.
„Der Konflikt hat die Schulbildung meiner Kinder unterbrochen. Meine größte Angst gilt ihrer Zukunft. Es schmerzt mich, wenn ich sie anschaue“, sagt sie. Wie Millionen andere im Sudan wurde auch Madinas Familie seit Beginn des Konflikts mehrfach vertrieben. Seit April 2023 leidet das Land unter einer der schwersten humanitären Krisen weltweit. Für Menschen wie Madina bedeutet der Ramadan auch in diesem Jahr erneut Flucht, Unsicherheit und Verlust. „Ich bin Islamic Relief sehr dankbar – trotz allem haben sie uns Erleichterung gebracht. Gott sei Dank.“
Mit Unterstützung lokaler Teams konnte Islamic Relief auch in diesem Jahr tausende Menschen im Sudan mit dringend benötigten Ramadan-Hilfen versorgen. Doch die Krise wächst weiter. Laut Welternährungsprogramm (WFP) sind weltweit inzwischen 343 Millionen Menschen in 74 Ländern akut von Hunger betroffen – Tendenz steigend. Der wachsende Bedarf macht deutlich: Neben humanitärer Hilfe braucht es dringend politische Lösungen und internationale Zusammenarbeit.
Eskalierende Not: Sudan und Gaza vor dem Hunger-Kollaps
Laut Schätzungen des Welternährungsprogramms (WFP) stehen weltweit bis zu 1,9 Millionen Menschen kurz vor einer Hungersnot – vor allem im Gazastreifen und im Sudan, wo bereits im Juli an einem Ort offiziell eine Hungersnot festgestellt wurde. Auch Bevölkerungsgruppen im Südsudan, in Haiti und Mali sind betroffen. In all diesen Regionen ist Islamic Relief aktiv oder war es in der Vergangenheit mit Hilfsmaßnahmen vertreten.
Im Sudan herrscht nach fast zwei Jahren intensiver Kämpfe weiterhin die größte Binnenvertreibungskrise der Welt: Rund 8,6 Millionen Menschen sind innerhalb des Landes auf der Flucht, weitere 3,8 Millionen sind in Nachbarländer geflohen. Die humanitäre Lage verschärft sich rapide – inzwischen ist laut FAO jede zweite Person im Sudan akut von Ernährungsunsicherheit betroffen. Insgesamt sind 30,4 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen (UN OCHA). Besonders dramatisch ist die Situation in Nord-Darfur und den westlichen Nuba-Bergen, wo laut FAO bereits eine Hungersnot erklärt wurde. Anhaltende Konflikte, wirtschaftlicher Kollaps und Klimaextreme treiben ganze Gemeinschaften an den Rand einer Katastrophe.
Auch in den Palästinensischen Gebieten, insbesondere in Gaza, ist die Lage prekär: Laut UNICEF benötigen mehr als 1,5 Millionen Kinder humanitäre Hilfe, insgesamt sind 3,3 Millionen Menschen auf Unterstützung angewiesen. Über 1,9 Millionen Menschen gelten als Binnenvertriebene – das entspricht rund 90 Prozent der Bevölkerung im Gazastreifen.
Islamic Relief ist mit Teams vor Ort, um betroffene Menschen durch humanitäre Hilfe, darunter Lebensmittelverteilungen und psychosoziale Betreuung, zu unterstützen. Doch langfristige Verbesserungen sind nur durch entschlossenes, gemeinsames Handeln der internationalen Gemeinschaft möglich.
Dank an Einsatzkräfte und Mitarbeitende weltweit
Angesichts der anhaltenden Krisen und gewaltsamen Konflikte in vielen Teilen der Welt richtet Islamic Relief Deutschland am dritten Festtag seinen besonderen Dank an die zahlreichen Kolleginnen, Kollegen und Helfenden, die sich trotz widrigster Umstände unermüdlich für notleidende Menschen einsetzen.
Der stellvertretende Geschäftsführer Nuri Köseli erklärt: „Neben der Freude über die Hilfe, die wir in diesem Ramadan leisten konnten, sind unsere Gedanken heute bei den Menschen in Gaza, im Sudan, in Myanmar und vielen anderen Regionen – insbesondere auch bei unseren Kolleginnen und Kollegen vor Ort. Sie setzen sich für andere ein, obwohl sie selbst unter Angst und Unsicherheit leiden und ihre Familien in Gefahr sind.“
Besonders betroffen macht die Nachricht vom Tod eines Mitarbeiters im Sudan, der kürzlich beim Versuch, seine Familie zu schützen, ums Leben kam. „Es ist erschütternd, unter welchen Bedingungen unsere Teams arbeiten – oft mitten in Gewalt und Not, und doch mit unglaublichem Engagement. Ihr Mut verdient unsere tiefste Anerkennung. Wir danken ihnen von Herzen für ihren Einsatz in diesem Ramadan“, so Köseli weiter.
Er ruft die internationale Gemeinschaft eindringlich dazu auf, sich entschieden für ein Ende der Gewalt in Gaza und im Sudan einzusetzen – und sich gleichzeitig stärker im weltweiten Kampf gegen Hunger und humanitäre Krisen zu engagieren.
Ramadan-Hilfen in 30 Ländern: Von Albanien bis Südsudan
Auch in diesem Jahr hat Islamic Relief im Rahmen der Ramadan-Kampagne Menschen in über 30 Ländern mit Lebensmittelpaketen unterstützt – darunter Regionen wie Albanien, Bosnien, Afghanistan, Irak, Jemen und der Südsudan. Der Fokus liegt dabei auf Ländern, die besonders stark unter bewaffneten Konflikten, politischer Instabilität und den Folgen des Klimawandels leiden – etwa Afghanistan, Äthiopien, Libanon, Pakistan, Sudan und Jemen.
„Der Schutz von Menschenleben muss für die internationale Gemeinschaft oberste Priorität haben“, betont Nuri Köseli, stellvertretender Geschäftsführer von Islamic Relief Deutschland. „Gerade jetzt, am dritten Tag des Eid-Fests, rufen wir die Weltgemeinschaft erneut dazu auf, gemeinsam mit uns gegen Hunger zu kämpfen und Menschen in Not zu schützen.“ Köseli warnt, dass die Zeit drängt: „Nur durch gemeinsames Handeln können wir langfristig Ernährungssicherheit, Stabilität und Frieden schaffen. Wir dürfen nicht länger zusehen – es ist höchste Zeit für konkrete, globale Lösungen.“
Ramadan 2025: Lebensmittelhilfe für über eine Million Menschen weltweit
Wie Madina und ihre Kinder im Sudan konnten in diesem Ramadan über eine Million Menschen weltweit auf Unterstützung zählen. Gemeinsam mit dem internationalen Partnernetzwerk hat Islamic Relief Deutschland Lebensmittelpakete an notleidende Familien verteilt – gezielt dort, wo Hunger und Mangelernährung am stärksten zuschlagen.
In über 30 Ländern und Regionen waren lokale Teams im Einsatz, darunter: Afghanistan, Albanien, Äthiopien, Bangladesch, Bosnien und Herzegowina, Indien, Indonesien, Irak, Jemen, Jordanien, Kenia, Kosovo, Libanon, Nordmazedonien, Malawi, Mali, Marokko, Nepal, Niger, Pakistan, die Palästinensischen Gebiete (Gaza), Philippinen, Somalia, Sri Lanka, Sudan, Südafrika, Südsudan, Syrien, Türkei und erneut Jemen.
Neben der Lebensmittelhilfe standen auch Kinder im Fokus: Mehr als 65.000 Kinder erhielten Festtagsgeschenke wie Kleidung, Schuhe oder Schultaschen – eine Geste der Freude und Würde zum Eid-Fest.
Die jährliche Ramadan-Verteilung richtet sich besonders an Waisen, Witwen, Menschen mit Behinderung, ältere Menschen sowie an Geflüchtete und Vertriebene. Ein Lebensmittelpaket enthält in der Regel regionale Grundnahrungsmittel und reicht aus, um eine fünfköpfige Familie für bis zu einen Monat zu versorgen.