Die Geschichte von Motaz Mohamad

``Mama, ich will sterben - dann kann ich wieder bei Baba sein``

Motaz Mohamad ist zehn Jahre alt. Er ist ein stiller, schmaler Junge mit großen dunklen Augen und langen Wimpern. Sein Lächeln wirkt schüchtern, fast verloren. Er liebt es, zu rennen, auf Mauern zu klettern und mit seinen Freunden zu spielen. Doch manchmal sucht er die Nähe zu Dingen, die brennen. Zu oft hält er die Flamme zu nah an seine Finger: „Mein Sohn versucht, sich selbst weh zu tun“, sagt seine Mutter, Hadiya Abo Al-Hawa, mit gebrochener Stimme. „Oft sagt er: ‚Mama, ich will sterben – dann kann ich wieder bei Baba sein.“ In ihren Augen liegt tiefer Schmerz.

Motaz ist das zweitjüngste von sieben Kindern. Er war erst fünf Jahre alt, als sein Vater bei einem schweren Luftangriff auf Ost-Ghouta, nahe Damaskus, ums Leben kam. Nur wenige Erinnerungen sind geblieben – ein Lachen, eine Hand auf seiner Schulter, ein kurzer Moment der Geborgenheit. Alles andere ist im Krieg verschwunden. Und dort, wo die Erinnerungen verblassen, wächst die Sehnsucht nach dem Vater, den er so sehr vermisst.

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Zwischen Verlust und Neubeginn

Seit dem Tod ihres Mannes ist für Hadiya Abo Al-Hawa und ihre Kinder nichts mehr, wie es war. Für ihren Sohn Motaz Mohamad  begann damals eine Flucht, die inzwischen fast die Hälfte seines Lebens andauert. „Überall fielen Bomben. Häuser brannten. Wir hatten nichts zu essen, kaum Wasser“, erinnert sich Hadiya. „Als die Soldaten anfingen, Frauen und Kinder zu töten, drängten mich meine älteren Kinder, wenigstens die Jüngsten in Sicherheit zu bringen.“

Zweieinhalb Jahre irrte die Familie durch das Land – von einem Dorf ins nächste, immer in der Hoffnung, endlich Frieden zu finden. Doch der Krieg holte sie überall ein. „Meine Kinder haben ihre Zukunft verloren“, sagt Hadiya leise.

Ein Stück Sicherheit – trotz allem

Erst jenseits der syrischen Grenze fanden sie Zuflucht. Heute leben sie in einer alten Schule im libanesischen Gebirge, im sogenannten Ibn-Affan-Camp. Der Keller und das Erdgeschoss des Gebäudes wurden zu notdürftigen Unterkünften umgebaut. 25 Familien teilen sich die engen Räume. Ein Generator, so laut wie ein Lastwagen, dröhnt ununterbrochen. Die Luft ist stickig, die Hygiene miserabel.

Und doch ist dieser Ort für Hadiya ein Stück Sicherheit. Die Miete, der Strom und die Heizung sind kostenlos. Islamic Relief versorgt die Familien regelmäßig mit Lebensmitteln, sauberem Trinkwasser, Matratzen, Decken und Kleidung. Es ist gerade genug, um zu überleben – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Einmal in der Woche geht Hadiya putzen, um ein wenig Geld zu verdienen. Für acht Stunden Arbeit bekommt sie 15, manchmal 20 Dollar. Das ist kaum etwas – doch es ist alles, was sie tun kann. Oft fühlt sie sich hilflos, gefangen zwischen Verantwortung und Erschöpfung.

Ein Junge mit einem großen Traum

Ich versuche, meinen Kindern alles zu geben, was sie brauchen“, sagt Hadiya Abo Al-Hawa leise. „Aber schon jetzt reicht das Geld nicht einmal für Medikamente.“ Besonders um ihren Sohn Motaz macht sich die 42-Jährige große Sorgen. Der Junge wächst nur langsam – mit elf Jahren ist er kaum größer als sein fünfjähriges Geschwisterchen. Und seit der Nachricht aus Syrien, dass auch sein älterer Bruder, den er so sehr bewundert hat, bei einem Raketenangriff auf ein Krankenhaus ums Leben kam, plagen Motaz schlimme Albträume. Nachts findet er keinen Schlaf. Tagsüber zieht er sich zurück. Doch wenn jemand etwas gegen seine Familie sagt, reagiert er plötzlich heftig – seine Trauer entlädt sich in Wut.

Trotz all dieser seelischen Narben glaubt Hadiya fest an ihren Sohn. „Motaz ist so klug“, sagt sie und lächelt zum ersten Mal. „Er fragt ununterbrochen, will alles verstehen.“ Dass er bald endlich wieder eine richtige Schule besuchen darf, gibt ihr Hoffnung. Und Motaz selbst kann es kaum erwarten. Er freut sich auf den Unterricht, besonders auf Arabisch und Mathematik. „Ich will fleißig lernen“, sagt er immer wieder zu seiner Mutter. Dann strahlen seine Augen: „Ich möchte Arzt werden – Chirurg, so wie mein großer Bruder.“ Für einen Moment liegt Licht auf Hadiyas Gesicht. „Wenn Motaz das sagt“, sagt sie sanft, „dann wird er es auch schaffen. Er ist ein guter Junge.

Mit deiner Spende für „Speisen für Waisen“ hilfst du Kindern wie Motaz, satt zu werden, zur Schule zu gehen und an einen Neuanfang zu glauben.

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