„Als er noch klein war, war Thair ständig krank. Er holt sich sofort eine Erkältung, selbst wenn es nur ein bisschen zieht“, sagt seine Großmutter und seufzt leise. „Vielleicht liegt es daran, dass ich ihn nie stillen konnte. Ich mache mir oft Sorgen, er isst so wenig, ist so schmal. Manchmal frage ich mich, was aus ihm wird, wenn ich einmal nicht mehr da bin. Ich bin ja schon alt.“ Dann lächelt sie, während sie hinzufügt: „Er hängt so sehr an mir. Jedes Mal, wenn ich vom Markt zurückkomme, steht er schon an der Tür und wartet auf mich.“
Während sie spricht, hellt sich ihr Gesicht plötzlich auf. Ihre Augen leuchten, als sie von Thairs Schulalltag erzählt: „Er gibt sich so viel Mühe beim Lernen. Besonders Lesen und Schreiben liegen ihm. Manchmal setzt er sich neben mich und liest mir Verse aus dem Koran vor. Ich kann ja selbst keine Buchstaben erkennen und das macht diese Momente für mich so besonders.“
Kaum sind die lobenden Worte gefallen, springt Thair auf, als wolle er zeigen, dass seine Oma recht hat. Mit leuchtenden Augen holt er sein Zeugnis hervor – überall gute Noten. Stolz erklärt er: „Ich will später Arzt werden. Dann kann ich alle Omas gesund machen und meine natürlich zuerst.“
Für einen Moment wirkt er ganz ernst. „Dann müsste ich auch keine Angst mehr haben, jemals allein zu sein“, sagt er leise und sieht seine Großmutter an. „Stimmt’s, Oma? Dann bleibst du immer bei mir?“ Sie lächelt ihn liebevoll an, streicht ihm über das Haar und flüstert: „Inschallah, mein Herz. So wird es sein.“